Festival Rümlingen 2013 – Neue Musik – Theater – Installation

TON UND TAL

 

 

 

 

“Klangwanderung” und “Kinder-Zirkus”, “Nachtmusik” oder “Ensemblekonzert”, “Musiktheater” und “Hörkonzept”, “Aktion” und “Installation” – oder auch schlicht: “Neue Musik in der Provinz”. Es gibt einige Etiketten, die das Festival Rümlingen sich quer durch seine mittlerweile 23jährige Geschichte ans Revers heften kann. Alle sind irgendwie richtig und doch erfassen sie jedes für sich noch nicht die Basis dieses Festivals, eines Festivals nämlich, das sich in jedem Jahr wieder erfinden darf. Eine Programmgruppe mit Musikern, Komponisten und Musikwissenschaftlern diskutiert und fantasiert und forscht nach dem noch nicht oder zu wenig Gehörten. Und sie fragt immer wieder neu nach dem Kontext, dem Rahmen, in dem dies klingen soll, im Konzertsaal oder anderswo. Wo hört man wie? Und wann am besten was? Sicherlich gehört diese Neugier wesentlich zum Festival, und ebenso die Lust an verschiedensten, überraschenden Begegnungen.
Kaum zufällig hat es die Planer und Künstler des Festival Rümlingen dabei mindestens alle zwei Jahre ins Offene geführt: in die wunderbare Landschaft in und um Rümlingen, ihre Hügel und Wälder, Wiesen, Höfe und Strassen.
Im fruchtbaren Zusammentreffen mit den Machern der “Alpentöne” wuchs daraus die kühne Idee, die akustische Neugier in diesem Jahr noch weiter auszudehnen: auf die ganze Schweiz. Wie klingt sie wo? Wie hören wir die Natur und wie die Menschen, die in ihr leben (und nicht selten: Musik machen)?
Auf der Reiseroute von Süd nach Nord werden das Ton&Tal-Ensemble und seine Begleiter nach Altdorf und dem Vierwaldstättersee auf weitere Abenteuer aus sein: das städtische (Musik-)Leben in Luzern, die Gondeln der Pilatus-Bahn, die Besteigung des Napf, die Hornusser in Wasen, Klangkünstler in Entlebuch und Langenthal, die Ufer der Aare und des Rheins … Wir sind unterwegs auf einer Expeditionsreise, ganz buchstäblich durch Ton und Tal, inspiriert vom Alpenpanorama ebenso wie von musikethnologischen Erkenntnissen, von Traktor und Helikopter wie von Mundart und Dorfmusik.
Eine Expedition ist ja, wörtlich verstanden, etwas, das aus der Fußfessel (“pedis”) herausführt. Aufbruch also, Wagnis, Loslaufen, Freiheit! Für die Füße und, beim Menschen nur ein wenig höher angebracht: die Ohren.

 

Lydia Jeschke, Dramaturgin Festival Rümlingen